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Wien spart - Dramatische Folgen für Kinder und Jugendliche

24. November 2025

Mit Beginn 2026 stellt Wien große Teile der Mindestsicherung neu auf. Durch Einschränkungen – vor allem bei subsidiär schutzberechtigten Personen – sollen rund 200 Millionen Euro eingespart werden. Doch die Reform trifft ausgerechnet jene, die schon heute am wenigsten haben.

Künftig sollen subsidiär Schutzberechtigte keinen Anspruch mehr auf Mindestsicherung haben. Sie werden in die Grundversorgung überführt – auch jene Menschen, die ihren Status bereits erhalten haben. Die Stadt verweist auf den kommenden europäischen Asyl- und Migrationspakt, der Leistungen für diese Gruppe neu regeln soll. Bis dahin müssen rund 10.000 Betroffene, darunter viele Kinder, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderung, mit erheblich weniger Unterstützung auskommen.

Auch strukturelle Änderungen bringen Einschnitte:
WGs werden finanziell Familien gleichgestellt, Mietbeihilfen gekürzt, Kinderrichtsätze gesenkt und Sonderzahlungen für arbeitsunfähige Personen reduziert. Schon jetzt reicht bei den meisten die Unterstützung kaum aus – für 104.500 Haushalte war die Mindestsicherung zuletzt ein notwendiger Aufstockungsbeitrag, um überhaupt über die Existenzgrenze zu kommen.

„Ein Risiko für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“

Hilfsorganisationen reagieren mit scharfer Kritik.
Caritas-Direktor Klaus Schwertner warnt vor einem „Rückbau sozialer Sicherheit“, der Familien, Alleinerziehende und kranke Menschen besonders hart treffe. Die Kürzungen würden die Armutsgefährdung „massiv erhöhen“ – in einem Land, in dem schon heute 344.000 Kinder als armuts- oder ausgrenzungsgefährdet gelten.

Die Diakonie spricht von einer „Integrationsbremse“: Der Entzug der Mindestsicherung bedeute, dass viele ihre Miete nicht mehr zahlen können, in Mietschulden rutschen und Delogierungen drohen. „Es trifft ausgerechnet jene, die am meisten Schutz brauchen“, so Diakonie-Flüchtlingsdienst-Geschäftsführerin Alexandra Gröller. Integrationserfolge würden „zerstört, bevor sie wirken konnten“.

Politische Reaktionen fallen gespalten aus

Während die Wiener Grünen von einer „ausgrenzenden Maßnahme“ sprechen, begrüßen ÖVP und FPÖ die Neuregelung. Die Volkspartei fordert weitere Einschnitte bei Kinderrichtsätzen, die FPÖ sogar die komplette Streichung der Mindestsicherung für Nicht-Österreicher.

Die Stadt Wien argumentiert, dass die Zahl der Mindestsicherungsbezieher*innen zuletzt ohnehin gesunken sei und man mit der Reform „europäische Vorgaben“ berücksichtige.

Der Preis der Einsparungen

Doch die Hilfsorganisationen sind sich einig: Diese Reform spart nicht, sie verschiebt Probleme.
Armut, Wohnungslosigkeit, Bildungsnachteile – all das wird wahrscheinlicher. Integration wird erschwert. Und eine Stadt, die lange für ihre sozialpolitische Stabilität stand, droht jene zurückzulassen, die am dringendsten Unterstützung brauchen.

Wien spart. Aber es spart an denen, die keinen Spielraum mehr haben.

Basis für den News Beitrag waren der ORF-Wien Beitrag und ORF.at Beitrag vom 15. Oktober 2025.